Flucht Zuflucht
19.07. — 26.07.2015
Die Summer School Südtirol 2015 ermöglicht Autorinnen und Autoren sowie der Öffentlichkeit eine Auseinandersetzung mit der dramatischen Kunst und mit der Gegenwart. Die literarischen Workshops gehen der Frage nach, wie sich für politische Themen die adäquate literarische und dramatische Form finden lässt. Dazu werden die einzelnen Stücktexte der Teilnehmenden besprochen und über einen längeren Zeitraum betreut. Die Mentorinnen sind Maxi Obexer, Kathrin Röggla und Marianna Salzmann. In öffentlichen Vorträgen und Gesprächen mit Geflüchteten, Aktivist_innen und Wissenschaftler_innen soll das Thema Flucht und Zuflucht von vielen Perspektiven beleuchtet und reflektiert werden.
Programm
19.07.2015
Eröffnung
Leo Andergassen (Schlossdirektor), Helga von Aufschnaiter (Präsidentin des Südtiroler Künsterbundes), Maxi Obexer (Autorin, Projektleitung), Philipp Achammer (Landesrat für Kultur, Bildung und Integration)
OrtSchloss Velthurns Dorfstr. 1, Feldthurns
Uhr18 Uhr
Hab und Gut
Lesung
Ulrike Draesner
MusikTrio Qudarc
20.07.2015
Workshop
Parallel zu den Öffentlichen Veranstaltungen finden täglich Workshops von 10 bis 13 Uhr statt.
Kriege, die im Inneren weiterleben
Vorträge und Gespräche
Monika Hauser (Gründerin von Medica Mondiale Preisträgerin des Alternativen Friedensnobelpreises)
OrtSchloss Velthurns Dorfstr. 1, Feldthurns
Uhr17 Uhr
Was ich wirklich hier mache, ist dazwischen sein
Lesung
Marianna Salzmann
OrtWeinverkostungsraum Radoarhof
Uhr19:30 Uhr
21.07.2015
Workshop
Parallel zu den Öffentlichen Veranstaltungen finden täglich Workshops von 10 bis 13 Uhr statt.
Meine Flucht
Vorträge und Gespräche
Samuel Kidane (Geflohener aus Eritrea, Menschenrechtsaktivist, lebt in der Schweiz)
Gespräch mit Walter Lorenz
OrtSchloss Velthurns Dorfstr. 1, Feldthurns
Uhr17 Uhr
Illegale Helfer
Lesung
Maxi Obexer
OrtWeinverkostungsraum Radoarhof
Uhr20:30 Uhr
22.07.2015
Workshop
Parallel zu den Öffentlichen Veranstaltungen finden täglich Workshops von 10 bis 13 Uhr statt.
Am Brenner – Solidarität und Einsatz für Flüchtlinge in Südtirol
Vorträge und Gespräche
Monika Weissensteiner (Expertin für europäische und italienische Asylpolitik)
OrtSchloss Velthurns Dorfstr. 1, Feldthurns
Uhr17 Uhr
die alarm-bereiten
Lesung
Kathrin Röggla
OrtWeinverkostungsraum Radoarhof
Uhr20:30 Uhr
23.07.2015
Workshop
Parallel zu den Öffentlichen Veranstaltungen finden täglich Workshops von 10 bis 13 Uhr statt.
Daddys War Krieg, Vertreibung, Gewalt: Was wird erinnert, wie wird erinnert?
Vorträge und Gespräche
Irene Kacandes (Autorin, Literaturwissenschaftlerin)
OrtSchloss Velthurns Dorfstr. 1, Feldthurns
Uhr17 Uhr
Mein Leben auf der Straße
Lesung
Sabrina Tophofen
OrtWeinverkostungsraum Radoarhof
Uhr20:30 Uhr
24.07.2015
Workshop
Parallel zu den Öffentlichen Veranstaltungen finden täglich Workshops von 10 bis 13 Uhr statt.
Sinti im Alpenraum – Nomadische Strukturen zwischen Bewegung und Flucht
Vorträge und Gespräche
Elisabeth Tauber (Anthropologin)
OrtSchloss Velthurns Dorfstr. 1, Feldthurns
Uhr17 Uhr
Autor, Musiker und Künstler aus Lampedusa
Lesung und Konzert
Giacomo Sferlazzo
OrtLungomare, Projektraum für Kultur, Bozen
Uhr20:30 Uhr
25.07.2015
Workshop
Parallel zu den Öffentlichen Veranstaltungen finden täglich Workshops von 10 bis 13 Uhr statt.
Die Autorinnen und Autoren der Summer School stellen ihre Texte vor
Lesung
Schloss Velthurns Dorfstr. 1, Feldthurns
Uhr19 Uhr
Biografien
Ulrike Draesner
Ulrike Draesner ist Prosaautorin, Lyrikerin und Essayistin. In ihren Texten durchleuchtet sie den beherrschenden Einfluss von politischen und geschichtlichen Ereignissen auf das gegenwärtige Leben und Handeln der Menschen. So auch in ihrem letzten Werk „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“. Der Roman führt durch die Lebensgeschichte mehrerer Generationen einer Familie, die mit der Vertreibung aus Ostpommern ihren Anfang nahm. Der Roman wurde 2014 für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Monika Hauser
Monika Hauser aufgewachsen in der Schweiz und in Südtirol, arbeitete als Gynäkologin, bevor sie „Medica Mondiale“ gründete. Ihre im Jugoslawienkrieg ins Leben gerufene Reaktion auf die systematisch ausgeübte sexualisierte Gewalt gegen Frauen agiert inzwischen weltweit in Kriegs- und Krisengebieten. Für ihre Initiative erhielt Hauser zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 2008 den Alternativen Friedensnobelpreis: den „Right Livelihood Award“.
Irene Kacandes
Irene Kacandes promovierte an der Harvard Universität in Vergleichender Literaturwissenschaft und lehrt seit zwanzig Jahren am Dartmouth College, USA. Viele ihrer Publikationen beschäftigen sich mit den Themen Trauma, Krieg und Gedächtnis. Ihr 2009 erschienenes Buch „Daddys War“ trägt wesentlich zu einem differenzierten Verständnis der sogenannten „falschen Erinnerungen“ bei. Im November 2015 erscheint ihr neues Buch „Let’s Talk About Death“.
Samuel Kidane
Samuel Kidane studierte Umwelttechnologie in Asmara, Eritrea, bis er fliehen musste. Er lebt heute in Zürich, wo er als Entwickler und Trainer für die FABIA arbeitet, der Fachstelle für Beratung und Integration von Ausländerinnen und Ausländern. Er begründete die ENOPA, die eine verbesserte Zusammenarbeit von europäischen und afrikanischen Projekten anstrebt. Seine Erzählungen über die Flucht nach Europa sind detaillierte Beobachtungen und vermitteln tiefe Einblicke in die Dimensionen heutiger Fluchtwelten.
Maxi Obexer
Maxi Oberxer ist Autorin von Theaterstücken, Hörspielen, Essays und Prosa, darunter: „Die Liebenden“, „Das Geisterschiff“, „Gletscher“, sowie der Roman: „Wenn gefährliche Hunde lachen.“ Zu ihren meist politischen Arbeiten zählt auch ihr jüngstes Theaterstück „Illegale Helfer“, das demnächst in Österreich u. Deutschland inszeniert wird. Als Gastprofessorin lehrt sie u.a. am deutschen Literaturinstitut Leipzig; ab Januar 2016 an der Georgetown University in Washington, DC. 2014 gründete sie zusammen mit Marianna Salzmann das „Neue Institut für Dramatisches Schreiben – NIDS“.
Kathrin Röggla
Kathrin Röggla ist in Salzburg aufgewachsen und lebt in Berlin. Ihr Werk umfasst Prosa, Theaterstücke und Hörspiele, darunter: „Irre Wetter“, „Fake Reports“ und „Die Beteiligten“. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Nestroy 2010, dem Franz-Hessel-Preis (2010) und dem Arthur-Schnitzler-Preis 2012. Röggla ist auch in der literarischen Öffentlichkeit sehr aktiv; 2014 hielt sie die 3. Saarbrückener Poetikdozentur. Seit 2015 ist sie Vizepräsidentin der Berliner Akademie der Künste.
Giacomo Sferlazzo
Giacomo Sferlazzo ist Künstler, Singer Songwriter und Aktivist aus Lampedusa. Zu seinen Platten zählen u.a. „Il figio di Abele“, 2011. Zusammen mit Jacopo Andreini brachte er das Album „Nella pancia della balena“ heraus. 2009 gründete er auf Lampedusa das Kollektiv Askavusa, das sich künstlerisch und politisch mit der Insel auseinandersetzt. Unter anderem wurde „Porto M“ geschaffen, ein öffentlicher Raum, in dem die persönlichen Habseligkeiten von Migrant_innen aufbewahrt werden, die sie auf ihrer Reise bei sich hatten.
Sabrina Tophofen
Sabrina Tophofen lebte seit ihrem achten Lebensjahr auf den Straßen von Köln, nachdem sie zuvor einem Leben voller Gewalt entflohen war. Vom Vater misshandelt und von der Mutter missachtet, suchte sie Zuflucht unter den Obdachlosen. Auf der Straße beschimpfte man sie als „Zigeunergöre“. 2010 erschien ihr Buch „So lange bin ich vogelfrei: Mein Leben als Straßenkind“.
Marianna Salzmann
Marianna Salzmann ist in Russland und Deutschland aufgewachsen und studierte Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste. Ihr Stück „Weißbrotmusik“ wurde mit dem wiener wortstaetten preis 2011, „Muttermale Fenster blau“ 2012 mit dem Kleistförderpreis, ihre Arbeit „Muttersprache Mameloschn“ 2013 mit dem Ehrenpreis vom Publikum der Mülheimer Theatertage ausgezeichnet. Sie ist seit der Spielzeit 2013/14 Hausautorin am Maxim Gorki Theater Berlin und leitet das „Studio .R“
Elisabeth Tauber IT
Elisabeth Tauber lehrt an der Freien Universität in Bozen. Sie ist Präsidentin des European Academic Network of Romani Studies. Tauber promovierte an der LMU München und der Università degli Studi di Firenze mit einer Ethnographie zu Heirat und Tod bei den Sinti Estraixaria. Seit langem gilt ihr Engagement der Legalisierung informeller, ökonomischer Praktiken von Roma in Italien sowie der Partizipation von Flüchtlingen.
Monika Weissensteiner
Monika Weissensteiner ist Kultur- und Sozialanthropologin. Sie gilt als Expertin für das italienische und europäische Asylrechtssystem. Als Aktivistin koordinierte sie u.a. die „Operation Daywork“. Zurzeit ist sie eine der wichtigsten Stimmen, die auf die Situation der Flüchtlinge in Italien und Südtirol aufmerksam macht. Sie engagiert sich insbesondere für die Verbesserung der Bedingungen von unbegleiteten Minderjährigen, die auf der Flucht sind.
Walter Lorenz
Walter Lorenz ist Professor für Angewandte Sozialwissenschaften an der Freien Universität Bozen. Die Berufsqualifikation als Master in Social Work erhielt er an der London School of Economics. Forschungsschwerpunkte umfassen partizipative Forschungsmethoden, antirassistische und interkulturelle Ansätze in der Sozialarbeit sowie die Entwicklung der europäischen Sozialpolitik. Er ist Mitherausgeber der online Zeitschrift „Social Work & Society“. Seit 2008 ist Lorenz Rektor der Freien Universität Bozen.
Katherin Bryla AT
Sie arbeitete unter anderem als Redakteurin des feministischen Monatsmagazins an.schläge in Wien und als Assistentin der Fotografin Tejal Shah in Bombay. 2010 schloss sie ihr Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Wien ab und studiert seit 2012 Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie ist Redaktionsmitglied von PS-Politisches Schreiben.
Joachim Goller IT
Schreibt und inszeniert seit 2011 fürs Theater und ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter der jungen Theaterformation „Rotierendes Theater“. 2011 gewann er mit „foreignstr. 19“ den ersten Preis bei den Bozner Autorentagen, welches 2013 uraufgeführt wurde. Von 2014-2016 war er als fester Regieassistent am Münchner Volkstheater engagiert. Seit 2018 studiert er Regie an der Universität Mozarteum Salzburg bei Univ. Prof. Amélie Niermeyer.
Anna Gschnitzer IT
Lebt und arbeitet in Wien. Masterstudium der Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Universität Wien. Bachelorstudiums der Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Neben Theater und Performancetexten schreibt sie Prosa. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Sie ist Mitbegründerin von tk bureau und Studio Furio.
Maria C. Hilber IT
Autorin und Künstlerin mit Schwerpunkt auf syndromhaften Erscheinungen und dem Verweben von Fakten, Fiktion und Erinnerung. Master “Art and Science” an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Im Zuge dessen ruft sie die Erzählpersona Em:ma@Robin ins Leben. Sie begründet 2015 das erste temporäre Literaturhaus in der Festung Franzensfeste, Südtirol, Italien und entwickelt im Rahmen des Hans-Gratzer-Stipendiums 2015 am Schauspielhaus Wien die Sprechperformance “Weiß. Kein Schildkrötenhaus”.
Petra M. Kraxner AT
Sie studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaften, Anglistik und Amerikanistik an der Universität Wien sowie szenisches und lyrisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Ihre Theaterstücke wurden u.a. am Burgtheater Wien sowie beim Fringe Festival Prag und Edinburgh gespielt. Veröffentlichungen von Gedichten in Zeitschriften, Anthologien sowie auf Fotografien.
Mehdi Moradpour IR
2001 flüchtete er nach Deutschland, wo er in Leipzig ein Magister-Studium der Hispanistik, Amerikanistik und Arabistik absolvierte. Er wurde mit „reines land“ für den „Münchner Förderpreis für neue deutsche Dramatik“ nominiert. Aktuell lebt er als freier Autor, Lektor, Übersetzer und Dolmetscher in Berlin und arbeitet u.a. mit Geflüchteten. 2014 wurde er bei der UniT in Graz als Förderstudent für Dramatik aufgenommen.
Serena Osti IT
Nach dem Designstudium arbeitete sie als Künstlerassistentin. Parallel entwickelte sie ihre Praxis durch die Teilnahme an experimentellen Projekten, Künstlerresidenzen und Gruppenausstellungen, in denen sie sich mit Bild und Performance ausdrückt. Bisher hat sie sich unter anderem mit Tod und Krankheit, Klatschmagazinen, Masken, Stadtleben, Alkohol und Despression, Spiel und Risiko auseinandergesetzt.
Martin Plattner IT
aufgewachsen in Tirol, lebt als Dramatiker in Wien. Für seine Arbeit erhielt er u.a. das DramatikerInnenstipendium des Bundesministeriums für Kunst und Kultur 2011 und das Große Literaturstipendium des Landes Tirol 2013/2014. 2015 wurde er mit dem Preis der Bozner AutorInnentage ausgezeichnet. Neben seiner Schreibtätigkeit absolvierte er das Studium der Komparatistik (Universität Innsbruck) und war u.a. als Dramaturg tätig.
Mika Stolte DE
Studium der Dramaturgie (MA) in Frankfurt am Main. Sie ist Dramaturgin an der Württembergischen Landesbühne Esslingen. Initiator des Sommertheaterprojekt TIPI – Theatre for Incredible Performance Investigations.
Musaab Al-Tuwaijari IRQ
Er absolviert ein Masterstudium der Psychologie und arbeitet in einer Beratungsstelle für Migranten bzw. Flüchtlinge. Sein erstes Theaterstück „Ausgangsperre“ entstand im Rahmen der Teilnahme an Zukunft II, der Theaterwerkstatt für Autoren mit Migrationshintergrund mit Maxi Obexer am westfälischen Landestheater.
Partner
Veranstalter
Südtiroler Kunstlerung (SKB)
Neues Institut für Dramatisches Schreiben (NIDS)
Partner
Vereinigte Bühnen Bozen
Südtiroler Autorenvereinigung (SAV)
Freie Universität Bozen
Lungomare — Projektraum für Kultur und Gestaltung
Dokumentationsstelle für neue Südtiroler Literatur
Bildungsausschuss Feldthurns
Gefördert von
Autonomen Provinz Bozen Südtirol — AMT für Kultur un der Stiftung Südtiroler Sparkasse